Before It’s in Fashion, It’s En Vogue
10 Skalpellzeichnungen von Wiebke Schwarzhans
Wiebke Schwarzhans greift minimal-invasiv in High Fashion-Anzeigen ein: Bulgari wirbt für klassischen Modeschmuck, Giorgio Armani für einen samtigen Hosenanzug oder Louis Vuitton für einen Lederblouson mit Uniformappeal. Geschaltet wurden die Produktwerbungen in exklusiven Modemagazinen wie Vogue, The Gentlewoman, in Elle. Mit einem medizinischen Instrument, dem Skalpell, trägt die Künstlerin an bestimmten Stellen der aus der Zeitschrift herausgetrennten Seite eine hauchdünne Schicht ab. Der Bildträger bleibt dabei unversehrt, lediglich die bildmaterialisierende Druckfarbe wird entfernt, so dass das Weiß des Papiers durchschimmert. Schwarzhans’ analoge Operation löscht den Markennamen und sie verwandelt das Motiv; die weißen Linien mischen sich in den Bildraum ein, verstärken die Kontur einer Figur oder, umgekehrt, lösen sie in eine andere Figur hinein auf, verändern den Schnitt eines Auges oder vervielfältigen ein Glanzlicht auf Metall in einem All-over-Funkeln. Der künstlerische Eingriff erschöpft sich aber keineswegs in der grafischen Behandlung der Anzeigen. Vielmehr berührt er die weibliche Subjektkonstitution, wenn er den Zusammenschluss von kostbaren Kleidungsstücken oder Accessoires mit Kostbarkeit und Exzentrizität verkörpernden Frauen von der kommerziellen Funktion der Werbung ablöst und dem Imaginieren eine neue Richtung gibt …
Bildautor*innen: Wiebke Schwarzhans
Textautor*innen: Hanne Loreck
Gestaltung: Wigger Bierma
Verlag: Materialverlag HFBK Hamburg