Silbermedaille 23|24
Studentisches Projekt

Der Dieb der Weiblichkeit

„Der Dieb der Weiblichkeit“ - Ein Einblick in die Lebenserfahrung von Betroffenen des Polyzystischen Ovarialsyndrom und die Gestaltung eines Diskurses zu mehr Selbstbestimmung Akne, Haarausfall, Bartwuchs, Übergewicht, schmerzhafte Zysten, die Menstruation bleibt aus. Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine endokrine Störungen, die bei Frauen* im gebärfähigen Alter auftreten kann. Sie zählt zu den häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Etwa 10 Prozent der Frauen* in Deutschland sind betroffen, doch nur wenige wissen von ihrer Erkrankung. Die Dunkelziffer ist hoch, der Weg zur Diagnose ist lang und führt über verschiedene Fachärzt*innen oft ins Leere. Die Auswirkungen der Krankheit sind so individuell wie die Betroffenen selbst. Häufig bringt das veränderte Körperbild Betroffene in einen Konflikt mit der normativen Vorstellung von Weiblichkeit und Schönheitsidealen. In der fotografischen Arbeit „Der Dieb der Weiblichkeit“ wirft Amelie Sachs mit ihren Protagonist*innen einen persönlichen und intimen Blick auf die Lebenserfahrung fünf PCOS-Betroffener. Dabei hinterfragt die ehemalig selbst betroffene Fotografin nicht nur bestehende Erwartungen an bestimmte Geschlechterrollen, sondern kritisiert auch, die bis heute strukturell männlich geprägte Gynäkologie. In Form von Interviews bilden die unterschiedlich gelebten Erfahrungen der fünf Protagonist*innen die Basis für die Entwicklung der visuellen Ebene. Hier wird ein Versuch gewagt, sich dem voyeuristisch geprägten Blick zu entziehen und die Repräsentation von Krankheit neu zu verhandeln. Die über einen Zeitraum von vier Monaten entstandene Abschlussarbeit im Studiengang „Fotojournalismus und Dokumentarfotografie“ an der Hochschule Hannover beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwiefern eine respektvolle und angemessene Form der bildhaften Darstellungen der von Krankheit betroffenen Menschen gelingen kann, ohne dabei die eigene fotografische Position aufzugeben. Das daraus resultierte Fotobuch bietet die Möglichkeit, sich den Geschichten der fünf Betroffenen zu nähern und somit ein tieferes Verständnis dafür erlangen, was es bedeutet mit PCOS zu leben. Das Buch erinnert an eine Patient*innenkartei aus der Gynäkologie und versammelt verschiedene visuelle Ebenen, sowie die Protokolle der Betroffenen und zwei Interviews mit Expert*innen. Als künstlerisch essayistisches Foto-Text-Buch bietet die Arbeit eine Plattform für Widerstand und Ermächtigung im Bereich der Frauen*gesundheit und setzt sich für eine selbstbestimmtere Gesundheitsversorgung ein. Amelie Sachs, geboren 1996 in München, arbeitet als Bildredakteurin und Dokumentarfotografin. In ihren Projekten untersucht sie die Möglichkeiten des feministischen Aufbegehrens gegen patriarchale Strukturen und lässt fiktionale Elemente in ihre dokumentarische Praxis einfließen. Der dialogische Entstehungsprozess der Bilder ist wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.

Bildautor*innen: Amelie Sachs

Gestaltung: Amelie Sachs

Herausgeber*innen: Amelie Sachs

Verlag: Selfpublished

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