Die Kirche im Dorf
Von der Kirche zum Fitnessstudio. Vom Altar zur Bühne. Von Holzbänken zu Kinosesseln. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen Kirchenschließung: umgenutzte, umgewidmete und auch leerstehende Kirchen. Was bleibt vom Gebäude und deren Wirkung? Was erzählen die umgewandelten Räume über gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen? Im Jahr 2022 gehört zum ersten Mal die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr der Kirche an. Durch die rückläufigen Mitgliederzahlen sinken die Kirchensteuereinnahmen, die Institution Kirche verliert zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz. In den nächsten 25 Jahren werden die Kirchen in Deutschland etwas 30 Prozent ihres Gebäudebestandes aufgeben müssen. Kirchengebäude sind seit jeher prägende, zentrale Orte im städtischen wie im ländlichen Sozialraum. Was passiert mit den Gebäuden, wenn die Kirchenbänke zunehmend leer bleiben? Gemeinden werden verkleinert oder sie schließen sich zusammen, wodurch oft einzelne Kirchengebäude nicht mehr als Sakralräume gebraucht werden. Als Folge werden die Gebäude umgewidmet oder verkauft und umgenutzt, andere stehen oft lange leer oder werden abgerissen. Im Rahmen eines rituellen Verabschiedungsgottesdienst wird die sakrale Funktion endgültig aufgehoben. Erst dann ist das Gebäude offen für neue Nutzungen, vom privaten Wohnhaus zum öffentlichen Fitnessstudio. Kirchenaufgabe und -umnutzung sind an sich keine neuen Phänomene. Doch in den letzten 10 Jahren hat diese Entwicklung in Deutschland eine zunehmende Dynamik bekommen. In ganz Europa lassen sich Parallelen beobachten. Im Stadtbild sind ehemalige Kirchen nach wie vor sichtbare, äußerlich oft kaum veränderte Gebäude, denen jedoch vielerorts schon ein neues Leben innewohnt. In Deutschland werden aufgegebene Kirchen etwa als Restaurant, Kunsthalle, Wohnhaus, Tanzstudio und vieles mehr genutzt. Die bereits existierenden Umnutzungen spiegeln gegenwärtige Bedürfnisse der Gesellschaft wider. Der regelmäßige Gang ins Kino oder Fitnessstudio bekommt eine vergleichbare ritualhafte Bedeutung wie einst der sonntägliche Gottesdienst. In einem Zeitraum von vier Monaten wurden insgesamt 16 vielfältige Beispiele in Norddeutschland besucht und dokumentiert.
Bildautor*innen: Mirja Kuberka
Textautor*innen: Mirja Kuberka
Gestaltung: Mirja Kuberka
Herausgeber*innen: Mirja Kuberka
Verlag: Self-publishing