Freiheim
Würdest du deine Wohnung aufgeben, um in einem Wohnmobil umzuziehen? „Freiheim“ dokumentiert das Leben von Frauen in ganz Deutschland, die sich dafür entschieden haben, ein Wohnmobil oder einen Van zu ihrem Vollzeitzuhause zu machen. Durch Porträts und Reportagen erkundet das Buch ihre intimen Räume und Alltagsroutinen und versucht zu verstehen, wie das „Van Life“ jenseits der Darstellung in den sozialen Medien und Werbung aussieht, aber vor allem auch, warum es für viele Menschen ein Traum ist. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Konsum einen hohen Stellenwert einnimmt, während gleichzeitig die Immobilienkrise, der Klimawandel und die Erfahrungen der Pandemie in die entgegengesetzte Richtung weisen. Unsere Prioritäten werden radikal in Frage gestellt, was uns in eine Vielzahl von Widersprüchen stürzt. Viele von uns sehnen sich nach Freiheit, aber auch nach Sicherheit. Wir loben Flexibilität, streben aber nach Beständigkeit. Und so sehr wir uns auch nach der Einheit mit der Natur sehnen, brauchen wir den Schutz eines Obdachs. Die Frauen in Freiheim, alle unterschiedlich in Alter und Herkunft, suchen in dieser Komplexität ihr eigenes Gleichgewicht, indem sie eine radikale Entscheidung treffen. Eine Entscheidung die noch unkonventioneller ist, wenn sie von einer alleinstehenden, nicht mehr jungen Frau getroffen wird: das meiste ihres Besitzes aufzugeben und sich nur an wenige Quadratmeter Wohnfläche vorlieb zu nehmen. Die sie überall parken können. Im Gegenzug erhalten sie ein erneuertes Gefühl von Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit. Die Möglichkeit, intuitiv zu leben, das Überflüssige loszuwerden und eine neue Intensität in der Wahrnehmung der Natur und der eigenen Grundbedürfnisse zu finden. Sie erleben eine andere Art von Reichtum und gestalten letztendlich die eigene Vorstellung von „Glück“ neu. Sowohl die Stärke als auch die Verwundbarkeit dieser Frauen finden in „Freiheim“ ihren Platz, in dem Versuch, sie als die vielseitigen Individuen darzustellen, die sie tatsächlich sind. Die Bilder, nacheinander betrachtet, ergeben ein höchst persönliches und dennoch kollektives Erlebnis, dass den Betrachter*innen die Möglichkeit gibt, sich mit den dargestellten Personen zu identifizieren und gleichzeitig neugierig auf sie zu sein. „Freiheim“ möchte zu einer sowohl politischen als auch persönlichen Reflexion anregen. Gleichzeitig lässt es den Betrachter*innen aber auch die Freiheit, mit ihrer Vorstellungskraft zu spielen, mit den Gedanken zu wandern und - für kurze Zeit - zu träumen.
Bildautor*innen: Chiara Bellamoli
Textautor*innen: Susanne Knechtges et al.
Gestaltung: Chiara Bellamoli
Herausgeber*innen: Abschlussarbeit
Verlag: ohne Verlag, Abschlussarbeit