Im Park des Fürsten

Während der Pandemiezeit entdeckten viele Menschen die umliegenden Grünanlagen für sich. So wurde die unscheinbare Parkanlage entlang der A95 im Umkreis von Schloss Fürstenried im Süden Münchens zum Freiluft-Fitnesstudio, zum nachbarschaftlichen Treffpunkt oder zur nächtlichen Partymeile umfunktioniert.

Nur wenigen Besuchern ist bewusst, dass das beschauliche Gelände zwischen Sträuchen und Bäumen in der Vergangenheit Schauplatz oftmals dramatischer Ereignisse gewesen ist. So erzählen zeitgenössische Berichte von fürstlichen Hofjagden, religiösen Erweckungen, politischen Unruhen, spektakulären Unfällen, grausamen Verbrechen – und einem geisteskranken König.

In der Gegenüberstellung von Texten und Fotografien entsteht dabei ein Portrait des Parks, das ihn als kulturhistorisches Terrain sichtbar macht. Es spricht für die magische Kraft der Fotografie, dass sie längst vergangene Ereignisse heraufbeschwören kann. So wird der Leser nach dem Bericht eines tödlichen Duells zwischen Jagdaufseher und Wilderer im Bild unweigerlich nach Spuren der Begegnung suchen, obwohl das Bild ein Jahrhundert nach dem Ereignis aufgenommen wurde. Andere Aufnahmen konfrontieren den Leser mit den Verhältnissen der Gegenwart und machen - oft mit ironischem Unterton - die zeitliche Distanz bewusst.