LIMBUS
Zum Höhepunkt der Pandemie entsteht Oliver Kühnels Fotoserie „Limbus“, die sich liest wie ein fotografischer Essay über den Zeitgeist jener Zeit, über das Erleben tiefer Einsamkeit und über Liebe, oder besser: die Sehnsucht nach ihr. Kühnel hat das kollektive Gefühl der Isolation schon früh als leidvolles Dauerrauschen der Pandemiejahre begriffen und ihm schließlich mit „Limbus“ eine fotografische Sprache verliehen. Stilistisch untermalt wird dies von all den außerweltlichen Anspielungen auf eigentlich mentale Erfahrungen: Ein toter Baumstumpf wird plötzlich zur Metapher für unser emotionales „Ab-Stumpfen.“ Schlafende Vögel in kargen Baumkronen weisen uns auf den komatösen Zustand unseres sozialen Selbstempfindens hin. Strahlende Stromleitungen erzählen von neuronaler Übererregung und vielfältige Selbstportraits lassen uns wissen, dass sich all das nicht im Außen, sondern im Innenraum des Geistes abspielt. Mit „Limbus“ hat Oliver Kühnel eine visuelle Sprache für emotionale Zustände implementiert, die ohne Klischees auskommt und Worte überflüssig macht. Sie ist so konkret, dass wir erahnen dürfen, dass sie autobiografisch lesbar ist und doch so universell, dass jede und jeder die eigenen seelischen Abgründe mühelos in sie hineinlesen darf. Kevin Wolf (April 2023)
Bildautor*innen: Oliver Kühnel
Textautor*innen: Kevin Wolf
Gestaltung: Oliver Kühnel
Herausgeber*innen: Oliver Kühnel
Verlag: Self-Publishing