SIGNS BY THE ROADSIDE

Mit Ausbruch des Krieges auf dem Balkan flohen in den 1990-er Jahren zehntausende Menschen aus Bosnien. Über 60.000 dieser Vertriebenen fanden in Österreich eine zweite Heimat. Ich war einer von ihnen. Die Wunden des Bürgerkriegs sitzen tief und blickt man heute auf die Staaten des ehemaligen Jugoslawien, sind ethnische Spannungen allgegenwärtig, die Region ächzt unter sozialer und politischer Prekarität. Erinnerung und Geschichte sind zu einem neuen Schlachtfeld geworden. 25 Jahre nach dem Daytoner Friedensabkommen sitzen mehrheitlich Vertreter nationalistischer Parteien in deren Parlamenten. Der Konflikt zwischen den drei Volksgruppen konstruiert noch immer das Selbstbild vieler Bosnier*innen in der Diaspora. Prämisse dieser Publikation ist das Sichtbarmachen der bedeutende Rolle, die Bilder in dieser Erinnerungskultur einnehmen. Über 10 Jahre habe ich meinen Blick auf die Folgen dieses Konflikts gerichtet und dokumentiert. Drei ineinander verwobene Bilderzyklen bilden die Essenz dieser Arbeit: Fotos meiner eigenen Flucht werden um den Blick des erwachsenen Rückkehrers erweitert und den durch die Medien verbreiteten Bildern mit ikonischem Charakter gegenübergestelltDie Ziele dieses Buchprojekts sind vielfältig: ich möchte eine Grundlage für die geschichtliche Aufarbeitung bieten, die nicht nur mir hilft zu verstehen, was in meiner alten Heimat vorgeht und wie man durch seine eigene Biografie unweigerlich zum Teil eines großen Ganzen wird.Mein Buch zeigt einen Weg in der Auseinandersetzung mit diesem nach wie vor brisanten Thema, in dem es im Sinne der Versöhnung auf die gemeinsame Geschichte reflektiert.