tausend gründe*

Bei meinem Bachelorprojekt handelt es sich um eine fotografische Portraitserie im
künstlerisch-dokumentarischen Stil. Ich portraitierte FLINTA* (Frauen, lesbische, intergender, nicht-binäre, trans-, und agender) Personen, die einen handwerklichen Beruf ausführen. Im Handwerk in Deutschland sind FLINTA*s stark unterrepräsentiert. Jeder vierte Betrieb ist unter weiblicher Führung und nur jede fünfte Meisterprüfung wird von einer Frau abgelegt. Ohne die “frauentypische” Gewerke wie Maßschneider*in oder Goldschmied*in, würde die Statistik noch ganz anders aussehen. Von 53 Handwerkskammern in Deutschland werden nur zwei von einer Geschäftsführerin geleitet. Über FLINTA*s existieren keine offiziellen Statistiken.
Was sind die Gesichter und Geschichten deren, die nicht zu der Gruppe der Cis-Männer gehören? Ich gehe in einen engen und persönlichen Kontakt zu den fotografierten Personen, spreche mit ihnen über ihre Erfahrungen. Von Diskriminierungen bis zu der Schönheit ihrer Berufe. Manche Erzählungen decken sich, manche gehen weit auseinander. Ich achte darauf, ohne eigenes Narrativ durch das Projekt zu gehen, sehe mich zunächst als forschende Person, dann als Künstlerin. Was jedoch mit jeder Begegnung klarer wird: es braucht mehr Vorbilder!
Um das Projekt als Printprodukt zu realisieren entschied ich mich für eine Zeitung. Sowohl Papier, Größe, Lesart erinnern an eine klassische Zeitung. Eine Zeitung bringt einen gewissen Charakter mit sich, den ich als sehr passend empfinde. Eine Zeitung steht nicht ordentlich im Bücherregal, eine Zeitung geht durch mehrere Hände, bringt Inhalte in die Welt, ist wandelbar und zeigt, wenn sie gelesen wurde. Auf jeder Seite ist ein Bild platziert. Somit ist es dem/der Leser*in möglich, die Seiten auseinanderzunehmen und einzelne Seiten wie ein Poster zu behandeln.