Goldmedaille 23|24
Studentische Abschlussarbeit

TECH NO LAND

Das Fotobuch TECH NO LAND zeigt Bildkonstruktionen, welche die Mehrdimensionalität aktueller Raumverhältnisse widerspiegeln. Ausgehend von multiplen Ländlichkeitsvorstellungen wird die Pluralität und Ambivalenz ländlicher Räume betrachtet. Es wird mit alten und neuen Imaginationen des Ländlichen gespielt – insbesondere mit den immer wieder neu konstruierten utopischen Vorstellungsbildern natürlicher Idyllen und friedvoller Landschaften. Ländliche Raumbilder transportieren nicht nur Sichtweisen auf Landschaft und Natur, sondern stehen auch in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen Fragen und Transformationsprozessen. In unseren Köpfen nehmen diese vielfältigen, komplexen und oftmals widersprüchlichen Ländlichkeitsvorstellungen einen festen Platz ein. Sie beeinflussen unsere Werte, unser Handeln und unsere Sichtweise auf ländliche Räume oder auf das, was wir als solche zu verstehen glauben. TECH NO LAND setzt der anhaltenden Komplexitätsreduktion ländlicher Räume Fotografien entgegen, die vielfältige Perspektiven einnehmen und die Heterogenität aktueller Raumstrukturen untersuchen. Im Mittelpunkt des Fotobuchs stehen ideologische Besetzungen und die gesellschaftliche Konstruiertheit von Land und Ländlichkeit.

Bildautor*innen: Isabell Hoffmann

Textautor*innen: Isabell Hoffmann

Gestaltung: Alexander Bönninger

Herausgeber*innen: Isabell Hoffmann

Verlag: Self-Publishing

Laudation von Wolfgang Zurborn
Freier Künstler, Fotograf und Kurator, Köln

Der Blick auf die Landschaft ist eines der zentralen Motive der künstlerischen Fotografie und wie kaum ein anderes Genre steht es für die Wunschvorstellung von Fotograf*innen, ein natürliches Bild unserer Lebenswelt schaffen zu können. Mit ihrem Buch TECH NO LAND räumt Isabell Hoffmann mit diesem romantischen Landschaftsbild auf und setzt diesem eine multiple Perspektive auf das Ländliche entgegen.

Die Räume ausserhalb der Städte werden im Bilderfluß der Publikation zu komplexen Montagen geschichtet, die unsere verschiedenen Visionen von Landschaft zwischen Idylle, Trostlosigkeit, Zersiedelung und Technisierung aufeinanderprallen lassen. Auch wenn in dem Buch Fotografien erscheinen, die einen sachlich dokumentarischen Duktus haben, unterscheidet sich der konzeptionelle Ansatz der Künstlerin deutlich von einer rein seriellen Aneinanderreihung von Vergleichbarem, die lange Zeit die Maxime dokumentarischer Fotografie war.

Für Isabell Hoffmann ist es gerade die Kontrastierung des Gegensätzlichen, die den Geist der Betrachter*innen wachhält. Dem weiten Blick in die Landschaft stehen Detailansichten auf Fauna und Flora, sowie auf Artefakte menschlicher Zivilisation entgegen. Nüchtern wirkende S/W-Fotografien treffen auf Bilder mit vitaler Farbigkeit und sogar strahlend blaue Himmel tauchen immer wieder auf.

Stilistisch decken die einzelnen Fotografien somit ein breites Spektrum ab und verleihen damit den vielfältigen Vorstellungen des Ländlichen ihren Ausdruck. Insbesondere ist es die experimentelle Gestaltung der Publikation mit Buchseiten in unterschiedlichen Größen, die das Blättern zu einer collagenartigen Wahrnehmung unserer Lebenswelt werden lässt.

Mit diesem sehr unkonventionellen Fotobuch gelingt Isabell Hoffmann der Spagat, zugleich eine wichtige Dokumentation der zeitgenössischen Landschaft zu schaffen und darüber hinaus mit großer künstlerischer Freiheit den Blick hinter das Augenscheinliche zu richten.

Das hat die Jury des Deutschen Fotobuchpreises mehrheitlich so beeindruckt, dass sie an Isabell Hoffmann für TECH NO LAND die Goldmedaille in der Kategorie Bildband fotografische Abschlussarbeit vergibt.

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