Goldmedaille 23|24
Studentisches Projekt

secret stuff

Im Herzen von Rheinland-Pfalz befindet sich der größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb der Vereinigten Staaten – Ramstein AirBase. Rund 50 000 US-Bürger:innen leben derzeit in der Region um Kaiserslautern. Die Anwesenheit der Amerikaner:innen hat enorme Auswirkungen auf die Region. Viele Menschen sind direkt oder indirekt finanziell von der Airbase abhängig. Zudem gibt es einen starken Einfluss auf Kultur und Infrastruktur. Im Jahr 2013 berichteten deutsche Medien erstmals über die Bedeutung der AirBase im globalen, völkerrechtilich strak umstrittenen, Drohnenkrieg. Im Jahr 2015 wurden Dokumente veröffentlicht, die die essentielle Rolle von Ramstein belegen. Die Bundesregierung weigert sich zu handeln und verweist auf die Aussage USA – Ramstein sei nicht in den Drohnenkrieg involviert. Wie fühlt es sich für eine Region an, die wirtschaftlich von einem Militärstützpunkt abhängig ist, wenn man weiß, dass ohne diesen Stützpunkt die Tötung von Zivilisten:innen durch Drohnen nicht möglich wäre. In meiner Arbeit kombiniere ich Bilder vom Alltagsleben im Ort mit Ausschnitten von Bildern, die die AirBase von außen dokumentieren, um die Spannung zwischen diesen beiden Welten zu visualisieren.

Bildautor*innen: Edith Geuppert

Textautor*innen: Edith Geuppert

Gestaltung: Edith Geuppert

Herausgeber*innen: Edith Geuppert

Verlag: Self-Publishing

Laudation von Wolfgang Zurborn
Freier Künstler, Fotograf und Kurator, Köln

Mit ihrer Publikation secret stuff hat die Fotografin Edith Geuppert ihr Augenmerk auf die Ramstein AirBase, den größten Luftwaffenstützpunkt außerhalb der Vereinigten Staaten, gerichtet. Sie nutzt dabei die Gestaltungsmöglichkeiten des Mediums Fotobuch in einer komplexen und innovativen Form, indem sie dokumentarische und journalistische Inhalte auf subjektive und experimentelle Weise vermittelt.

Das gesellschaftlich brisante Thema der Abhängigkeit einer ganzen Region von einer Militärbasis, die eine wichtige Rolle im globalen Drohnenkrieg spielt, wird nicht zu einer bebilderten Nachricht versachlicht. Vielmehr ermöglicht das vielschichtige Narrativ des Buches mit Außenansichten der AirBase, Bildern des Alltagslebens im benachbarten Dorf, Videostills mit Statements von amerikanischen Politikern, Zitaten aus Magazinen und amtlichen Dokumenten, eine Ahnung davon zu bekommen, welchen emotionalen Spannungen die Bevölkerung angesichts einer latenten Bedrohung ausgesetzt ist.

Die besondere Qualität dieser Publikation besteht darin, bei einer politisch so aufgeladenen Thematik, fern jeder ideologischen oder populistischen Zuspitzung, einen feinsinnigen Blick hinter die Fassade des Offensichtlichen zu werfen. Die Bildkombinationen auf den Doppelseiten entwickeln eine assoziative kreative Kraft, die losgelöst von der rein faktischen Abbildung einen Freiraum für die Vorstellungskraft der Betrachter*innen schafft.

Dem Titel secret stuff wird auch das Buchobjekt mit seiner ungewöhnlichen Bindung und Falttechnik gerecht. Auf der rechten Seite mit Schrauben zusammengefügt, werden querformatige Blätter zu einem hochformatigen Buch zusammengefaltet. Auf diese Weise ist es einerseits möglich, dem Fluß der Bilder durch einfaches Blättern zu folgen, aber andererseits macht es auch deutlich, dass es dahinter "geheime Sachen" gibt, die erst aufgedeckt werden müssen.

Die Jury des Deutschen Fotobuchpreises war mehrheitlich sehr überzeugt von dem Buch secret stuff und freut sich, Edith Guppert die Goldmedaille in der Kategorie Bildband Studentisches Projekt überreichen zu können.

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