Elfriede Stegemeyer/elde steeg

Der Katalog begleitet die gleichnamige Ausstellung der Galerie Julian Sander (13.4.-6.7.2024). Die hier publizierten Fotografien Elfriede Stegemeyers (1908 - 1988) stammen aus dem Nachlass des Galeristen Gerd Sander, der ihr fotografisches Werk 1983 in seiner New Yorker Galerie erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Elfriede Stegemeyer gehört zu den – nicht wenigen weiblichen – VertreterInnen der fotografischen Avantgarde der Weimarer Republik. Dass ihr Name heute auch in Fachkreisen weit weniger bekannt ist als der anderer „Neuer FotografInnen“, ist den damaligen politischen Verhältnissen geschuldet: Als die Künstlerin 1932, ein Jahr vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, zu fotografieren beginnt, bleibt ihr kaum Zeit, um mit ihren experimentellen Bildern an die Öffentlichkeit zu treten. Nach 1938 gibt sie die Fotografie wieder auf, 1943 verliert sie bei einem Bombenangriff auf Berlin ihre sämtliche Habe, darunter fast ihr komplettes, bis dahin entstandenes künstlerisches Werk. In Ermangelung finanzieller Mittel knüpft sie nach dem Krieg nicht an ihr fotografisches Schaffen an, sondern konzentriert sich – nun unter dem Künstlernamen elde steeg - auf andere Medien.
Unverkennbar ist der Einfluss, den die Neue Fotografie auf Elfriede Stegemeyer ausübt. An den Kölner Werkschulen erlernt sie schnell die technisch-handwerklichen Grundlagen der Arbeit mit der Kamera und bedient sich von Beginn an souverän und voller Einfallsichtum der Gestaltungsweisen des Neuen Sehens: Radikale Auf- und Untersichten, Nahaufnahmen, starke Kontraste, eng gefasste Bildausschnitte sowie rhythmisch strukturierte Kompositionen gehören zu ihrem Repertoire.
Anhand der Auswahl von etwa 60 fotografischen Arbeiten – Kamerafotografien, Fotogramme, Fotocollagen und -montagen - vermitteln sich die große Experimentierfreude, Vielfalt und gleichzeitige inhaltliche Stringenz, die Stegemeyer während ihrer nur etwa sechs Jahre währenden Auseinandersetzung mit der Fotografie leiten.