Goldmedaille 24|25
Self-Publishing

Tanchōdzuru

Tanchōdzuru ist der Name einer besonderen Art von Kranich (dem Mandschurenkranich), dessen Symbol in Japan allgegenwärtig ist. Man findet es als Emblem der Fluglinie Japan Airlines, als beliebte Origami-Figur, auf traditionellen Farbholzschnitten, auf Samurai-Wappen, der japanischen Währung, dem Yen, sowie in jeder erdenklichen Form von Glücksgaben, stehen sie doch im Volksglauben für ein langes Leben. Auf der Insel Hokkaido, im Norden Japans, leben heute noch einige hundert dieser berühmten Kraniche in freier Wildbahn. Der Tanchōdzuru-Kranich lebt jedoch keineswegs 1000 Jahre, wie es in den alten Legenden von ihm heißt, ganz im Gegenteil war dieser im Jahre 1945 bereits fast ausgestorben. Nur dank verschiedener Naturschutzinitiativen sind heute wieder knapp 1000 Exemplare, dieser, vom Aussterben bedrohten Art, existent. Wie kaum ein zweites Tier repräsentiert der Tanchōdzuru zudem die japanische Kultur. Im Shintoismus, der Urreligion Japans, sind Kraniche Begleiter der Glücksgötter Fukurokuju („Glück-Erfolg-Langes Leben“) und Jurōjin („Alter Mann des langen Lebens“) und symbolisieren die Unsterblichkeit. (Auszug aus der Einführung von Bernd Stiegler). In der Serie "Tanchōdzuru " beschäftige ich mich mit der tiefen Verwurzelung des Mandschurenkranichs in der japanischen Kultur. In den Winterlandschaften Hokkaidos wirken die anmutigen Vögel wie Tuschmalereien oder kalligrafierte Schriftzeichen. Durch die reduzierte Darstellung und die Konzentration auf stets einen Vogel und dessen Ausdruck wollte ich eine Art neuer Sprache, ein Alphabet des Tanchōdzuru schaffen. In seiner Gestaltung nimmt das Buch die Grundfarben, Schwarz und Weiß sowie den kleinen roten Federschmuck auf dem Kopf des Mandschurenkranichs auf verschiedene Art und weiße auf.

Bildautor*innen: Uwe Langmann

Textautor*innen: Bernd Stiegler

Gestaltung: Camila de Oliveira & Uwe Langmann

Herausgeber*innen: Uwe Langmann

Verlag: Self-Publishing

Verlag Bestell-Link: Tanchōdzuru

Laudation von Barbara Hofmann-Johnson
Museum für Photographie Braunschweig | Leiterin

Die künstlerische Arbeit von Uwe Langmann beschäftigt sich in vielen Aspekten mit Inhalten der japanischen Kultur und deren Verbindung zum Zen Buddhismus und zur Shinto-Religion, zur Auffassung von Leben und Tod als zeitliche Übergänge, die im engen Verbund mit der Natur stehen. Losgelöst von einer Sicht auf eine bloß materielle Realitätsbetrachtung widmen sich seine Fotoarbeiten Themen, die er in speziellen Wetter- und Lichtverhältnissen, etwa bei Schnee oder Nebel, oft als Langzeitbelichtung aufnimmt, um eine immateriell zeitlose, ephemere und spirituelle Wirkung ihrer Inhalte zu erreichen.
Hierfür beispielhaft ist die Bildserie und Publikation „Tanchōdzuru“. Sie widmet sich dem für die japanische Kultur heiligen Symbolvogel des Mandschuren- oder Rotkronenkranichs, der mit einer Größe von etwa 1,6 Metern und einer Flügelspannweite von etwa 2.5 Metern, seinem weiß-schwarzen Gefieder und der markanten roten Kopfzeichnung zu einer besonders schönen Vogelart gehört und nahezu vom Aussterben bedroht war. Seine Bewegungen, insbesondere während der Balz werden mit Tanz verglichen.
In der japanischen Kulturgeschichte und im kollektiven Bewusstsein tief verankert, hat der Tanchōdzuru eine besondere Bedeutung, ist Symbol für ewiges Leben, Treue, Glück und Liebe sowie für Frieden und Harmonie. Auch ikonografisch gehört er damit zu einem wichtigen Thema in der japanischen Kunst, der Haiku-Gedichte und weiterer kultureller Zusammenhänge. Er findet sich auf einem 1000-Yen-Geldschein und ist das Symbol der japanischen Fluggesellschaft Japan Airlines.

In der mit dem Deutschen Photobuchpreis in Gold ausgezeichneten Self-Publishing-Publikation von Uwe Langmann erscheint der Kranich in einer bei Schneeverhältnissen erfassten, reduzierten und überzeitlich wirkenden Bildfolge, die einer minimalistischen Porträt- und Bewegungsstudie ähnelt.
Mit seiner Gestaltung auf japanischem Washi Papier, dem schwarzen Vorsatzpapier, dem offenen Buchrücken mit Fadenbindung als schweizer Brochur sowie dem intergrierten und auf einer Banderole kalligrafierten Text, der von einer Meisterkalligrafin speziell für das Buch hergestellt wurde, gelingt dem Fotografen eine sensibel künstlerische Buchgestaltung und Übersetzung seines fotografischen Themas, zu dem Bernd Stiegler eine Einführung schrieb.

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