Goldmedaille 24|25
Studentisches Projekt

Was weit weg ist, wird eines Tages zur Sehnsucht

Diese Arbeit zeigt die Landschaften meiner Kindheit aus der Perspektive der Gegenwart. Es sind die Orte, an denen ich gelebt habe, die mir aber so fremd geworden sind wie die Jahre, die ich fern von ihnen verbracht habe. So wie etwas, das weit weg ist, plötzlich nicht mehr zu mir gehört, spiegelt diese Nachtszene meine persönlichen Eindrücke von meiner Zeit in meiner Heimatstadt wider, die mir fremd geworden ist.
Die rustikale Natur in Verbindung mit dem volkstümlichen Raum ist die Quelle meiner ruhigen Energie und meiner Verbundenheit mit dem Leben. Die verlassenen Häuser in der Umgebung erinnern mich an das, was ich zurückgelassen habe, und die Baustellen, die an ihre Stelle treten, lassen erahnen, was ich in Zukunft noch verlieren werde. Aber Heimat ist eigentlich kein Ort, sondern eine Erinnerung, und auch wenn das Dorf eines Tages ganz anders aussehen wird, die Erinnerung an diese Tage wird immer da sein.

Bildautor*innen: Chul Gyun Yoo

Textautor*innen: Chul Gyun Yoo

Gestaltung: Chul Gyun Yoo

Verlag: Self-Publishing

Verlag Bestell-Link: Was weit weg ist, wird eines Tages zur Sehnsucht

Laudation von Thomas Fühser
SWAN Fine Art Magazine, Uitikon Waldegg (CH)

Es ist mir eine ganz besondere Ehre, heute für die Kategorie 11, „Bildband Studentisches Projekt“ die Laudatio für die Goldmedaille halten zu dürfen.

Bevor ich auf das Werk und seinen Autor eingehe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Bedeutung dieser Kategorie 11 hervorzuheben. Als Jury haben wir hier Fotobücher präsentiert bekommen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da die Kategorie kein Genre vorschreibt, war das Potpourri der Einreichungen so bunt und abwechslungsreich wie das Leben.

Viel wichtiger aber ist es, dass sich der Deutsche Fotobuchpreis mit der Förderung des künstlerischen Nachwuches beschäftigt. Denn gerade Studenten aller Kunstrichtungen müssen heute um jeden Cent kämpfen. Die Produktion eines eigenen Bildbandes bleibt für viele Studenten ein Traum, weil der finanzielle Aufwand einem oft zweifelhaften Nutzen gegenübersteht.

Chul Gyun Yoo hat diese Hürden nicht gescheut und nimmt uns in seinem Bildband „Was weit weg ist, wird eines Tages zur Sehnsucht“ mit auf die Reise in seine Heimat. Chul ist in einem kleinen Dorf in Südkorea geboren. Er lebt und arbeitet heute in Bremen.

Sein Bildband ist mit mehr als 40 cm Höhe und 30 cm Breite imposant – und auf nur 25 Exemplare limitiert. Ein speziell designter Schutzkarton bietet dem wertvollen Inhalt eine besonderen Schutz. Und zugleich dient dieser Schutzkarton als Sinnbild für den Schatz, der darin -aber auch ins Chuls Kopf – beheimatet ist.

„Was weit weg ist, wird eines Tages zur Sehnsucht“ führt uns an den Ort, wo Chul aufgewachsen ist: Fernab der Millionenstädte Seoul, Busan oder Daegu mitten ins Grüne. In einer Region in der wild wachsende Pflanzen über den Beton wuchern, entdecken wir die Wurzeln des jungen Künstlers.

Chul führt uns an die Orte seiner Jugend. Kein Wunder, dass seine Schule an zentraler Stelle im Bildband positioniert ist. Doch die Motive zeigen Vertrautheit und Distanz in einem. Wer sich darauf einlässt, diesen Bildband auf sich wirken zu lassen, der wird schnell entdecken, dass es hier nicht um ein erfundenes fotografisches Projekt geht, sondern dass Chul uns mit seiner Kamera in seine Heimat entführt. Er zeigt diese Heimat aus dem Blickwinkel, wie er diese vor vielen Jahren erlebt hat.

Zu jedem einzelnen Motiv gibt es einen minimalistischen Text. Nur selten sind es mehr als zehn Wörter oder koreanische Schriftzeichen. So erreicht der Künstler, der neben der Fotografie auch als „Editorial Designer“ arbeitet, dass der Betrachter sehr schnell den Fokus auf die Fotografien lenkt und dabei auf Entdeckungsreise geht. Denn so einfach die Motive auf den ersten Blick wirken mögen, so viele Überraschungen entdeckt auch, wer genauer hinschaut.

Lieber Chul, Du hast ein phantastisches Werk erschaffen, dass uns einlädt, unser Bild von Südkorea mit anderen Augen zu sehen und Deine Heimat kennenzulernen. Deine Kamera nutzt Du wie Dein Auge von damals. Danke, dass Du uns auf dieser Reise mitgenommen hast. Und herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille in der Kategorie „Bildband Studentisches Projekt“. Ab heute darfst Du Deine Website mit der Goldmedaille des Deutschen Fotobuchpreises ausstatten. Möge Dir diese Auszeichnung auf Deinem weiteren fotografischen Weg so manche Türe öffnen. Das wünsche ich Dir und allen Teilnehmern und Gewinnern in dieser wichtigen Kategorie von Herzen.

Schließen möchte ich diese Laudatio mit einem Auszug aus dem Text, den Chul bei seiner Einreichung selbst verfasst hat. Ein Gedankenanstoss für Dich für mich, für alle Menschen dieser Erde an jedem Ort: „Heimat ist eigentlich kein Ort, sondern eine Erinnerung. Auch wenn mein Dorf eines Tages ganz anders aussehen wird, wird die Erinnerung an diese Tage immer da sein.“

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