Danke für alles
Konzepttext „Danke für alles“
Das künstlerische Fotobuchprojekt „Danke für alles“ wurde im Sommer 2023 initiiert und ist inzwischen abgeschlossen. Es umfasst 21 Photoradierungen, die Porträts von Menschen unterschiedlichen Alters und gesellschaftlicher Herkunft zeigen. Jede porträtierte Person erhielt eine eigene Druckplatte, die sie als Metapher für Selbstzerstörungs- und Suizidgedanken individuell bearbeiten konnte. Die so entstandenen Platten wurden im Tiefdruckverfahren auf Papier übertragen. Persönliche Textfragmente der Teilnehmenden ergänzen die Bilder und wurden im traditionellen Bleisatz ins Buch eingedruckt.
Im Zentrum des Projekts steht nicht die Analyse von Ursachen oder Methoden der Selbstzerstörung, sondern die Frage, was Menschen in Momenten großer Verzweiflung davon abhält, solchen Gedanken nachzugeben. Das Projekt schafft einen Raum für Offenheit und Enttabuisierung durch Zuhören und respektvollen Austausch.
Um das Projekt einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wurde eine zweite, erweiterte Auflage produziert. Diese wurde digital gedruckt und um zusätzliche Texte ergänzt. Die Auflage umfasst 36 Exemplare plus ein Künstler-Exemplar (AP). Jedes Buch enthält einen originalen Andruck und ist in neun verschiedenen Farbvarianten des Covers gestaltet. Die erweiterte Auflage hebt die künstlerische Vielfalt und die handwerkliche Besonderheit des Projekts hervor und macht das Buch zu einem besonderen Sammlerstück.
Bildautor*innen: Johannes Krenn
Textautor*innen: Prof. Dr. Joseph Imorde, Andreas Rost, Johannes Krenn
Gestaltung: Layout: Nadine Jochum, Konzept: Johannes Krenn
Herausgeber*innen: Johannes Krenn
Verlag: Self-Publishing
Verlag Bestell-Link: Danke für alles
Laudation von Prof. Wiebke Loeper
Fachhochschule Potsdam, Berlin
Das Künstlerbuch Danke für alles besticht durch seine handwerkliche Präzision. Es strahlt Zeitlosigkeit aus. Das in Leinen gebundene Hardcover mit weißer Fadenheftung und Titel-Prägung enthält feste schwere offene Seiten. Das schwarze mit Siebdruck bearbeitete Vorsatzpapier unterstreicht die strenge Form dieses DIN A4 großen Buches. Es hat eine klare, stille Struktur. Kleine Portraits sitzen auf großen Seiten, die ihnen gegenübergestellten Zitate bestehen aus wenigen Worten. Weißraum, Leerraum. Dieses Buch strahlt Endgültigkeit aus. Und gerade dies ist überraschend, wenn wir uns näher mit dem Buch beschäftigen.
Alle schwarz-weißen Portraits zeigen eine Person in der Totalen, von Kopf bis Fuß, die an scheinbar belanglosen Orten im Stadtraum steht, ohne besondere Geste oder Ausdruck. Soweit erkennbar, schauen alle direkt in die Kamera, man könnte sagen, sie stellen sich der Kamera. Was verbindet die Personen, die wir sehen?
Alle fotografierten Protagonist*innen kennen Suizid-Gedanken, haben sich jedoch gegen die Handlung, die den eigenen Tod herbeiführen würde, entschieden. Der Fotograf übergab ihnen die Druckplatte ihres Abbildes. Sie haben ihr eigenes Bild bearbeitet und unterschiedlich stark, auf unterschiedliche Weise zerstört. Wir sehen diese Spuren der Gewalt am eigenen Bild. Das Zitat, das dem Bild gegenübersteht, benennt den Grund, warum sich die Personen für das Leben entschieden haben. Danke für alles klingt wie ein Abschied. Und doch haben sich die Protagonist*innen ja für das Leben entschieden. Die Gewalt hat nur das Bild erfahren. Und doch ist es dadurch irgendwie geschehen, ist der Drang zur Selbstzerstörung Bild geworden. Als stille Zeugen sind diese Bilder im Buch eingelegt, wie die eine Original-Radierung am Ende. Zurück bleibt Ambivalenz.
Das Buch ist aus Sicht der Jury durch und durch schlüssig. Durch die Form der Zusammenarbeit mit den Protagonist*innen und die Entwicklung der klaren Form des Buches gelang es Johannes Krenn dem großen Thema gerecht zu werden. Er studiert an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und wurde von Andreas Rost betreut.


