Flaneur der Präzision – Peter Heman
Dieses Buch ist eine Einladung, den Basler Fotografen und Verleger Peter Heman (1919-2001) und sein vielfältiges Schaffen neu zu entdecken. Heman hat nicht nur mit seinen Aufnahmen historischer und zeitgenössischer Bauten ein breites und international bekanntes Oeuvre hinterlassen. Seine «Reportagen» aus dem städtischen Lebensraum Basels überzeugen durch ihren poetischen und doch realitätsnahen Charakter und erinnern zeitweise an grosse Vorbilder wie Henri Cartier-Bresson. Thematisiert werden auch die innovativen experimentellen Fotografien, die Heman vor allem in den 1950er Jahren für die Werbeabteilungen der grossen Basler Chemieunternehmen anfertigte.
In grossformatigen Abbildungen lassen sich Hemans Werke im Detail erkunden. Der begleitende Text verbindet biografische Erzählung, fotografische Analyse und kulturgeschichtliche Einordnung.
Bildautor*innen: Peter Heman
Textautor*innen: Peter Röllin
Gestaltung: Roland Stieger, TGG Visuelle Kommunikation GmbH, St. Gallen
Herausgeber*innen: Peter Röllin
Verlag: Christoph Merian Verlag
Verlag Bestell-Link: Flaneur der Präzision – Peter Heman
ISBN: 978-3-85616-999-2
Laudation von Hans-Michael Koetzle
Journalist, München
Peter Heman? Nie gehört! Selbst Kenner der Fotografie und ihrer jüngeren Geschichte werden mit Blick auf Heman passen müssen. Ein Blick in die mächtige, 1992 erschienene Geschichte der „Fotografie in der Schweiz von 1840 bis heute“ bestätigt: Heman scheint selbst in seiner Heimat ein Fotograf eher am Rand des Geschehens gewesen zu sein. Aktiv, produktiv, innovativ, ideenreich, aber mehr Dienstleister als Autorenfotograf, was – von Ausnahmen abgesehen – die Rezeption bis heute eher bremst. „Heman“, schreibt Herausgeber Peter Röllin im vorliegenden, prämierten Band, „war einer der wichtigsten Architekturfotografen Basels.“ Damit ist einiges erklärt. Wer sich konsequent der Gattung Architekturfotografie verschreibt und obendrein seinen Wirkungskreis im Regionalen sieht, wird kaum überregional Beachtung finden. Heman, 1919 geboren, hatte zunächst an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel unter anderem bei dem Bauhäusler Theo Ballmer studiert, parallel eine Fotolehre absolviert, um sich in der Folge als Fotograf selbstständig zu machen. Heman arbeitet im Auftrag namhafter Architekten bzw. in der Denkmalpflege, gibt Hefte und Bücher zu baselspezifischen Themen heraus oder kooperiert werblich mit den örtlichen Giganten der Pharmaindustrie wie Ciba, Sandoz oder Geigy. Speziell die von Heman betreuten Firmenschriften, in denen alles zusammenkommt – Fotografie, Typografie, Layout und Druck – bestätigen den Kreativen als herausragenden Vertreter einer gebrauchsgrafischen Moderne, der in seiner Fotografie einerseits den Geboten neusachlicher Kamerakunst folgt, sich andererseits und immer wieder Ausflüge ins betont Experimentelle gestattet. Speziell auf dem Feld einer von den psychedelischen Tendenzen der 60er Jahre inspirierten Farbfotografie hat Heman Herausragendes geleistet. Nur René Groebli hat auf diesem Feld ähnlich innovativ gewirkt. Sieht man ab von einer Ausstellung 2003 im Architekturmuseum Basel, dann hat die Kunst- und Museumswelt Peter Heman bis dato weitgehend ignoriert. So gesehen ist der vorliegende Band die verdiente Würdigung eines Fotografen, der nicht nach der Kunst schielte, vielmehr die Beherrschung seines Handwerks als Herausfor-derung verstand. Die von Peter Röllin, übrigens ein Neffe des Fotografen, herausgegebene Publikation ist vorzüglich recherchiert und bei aller Wissenschaftlichkeit exzellent geschrieben. Der weit ausgreifende Essay und die auf griffigem Papier vorzüglich gedruckten Abbildungen formen auf rund 330 Seiten eine spannende Promenade, wobei die eingestreuten Dokumente, faksimilierten Buchumschläge, Buchdoppelseiten oder Beispiele aus der Werbung regelmäßig daran erinnern, dass Peter Heman nicht für die Museumswand, sondern mit Blick auf die gedruckte Seite tätig war – ein Konstruktivist der späten Stunde. Angesichts dieses ebenso fundierten wie schönen, materialreichen wie überlegt gestalteten Buches war sie die Jury einig: Peter Heman: Flaneur der Präzision, erschienen im Christoph Merian Verlag, Basel, verdient in der Kategorie Monografie eine Würdigung in Gold.